Hörspiel: Ferdinand Kriwet – Rotor

Kriwet - Apollovenus

Kriwet - Apollovenus

Hörspiel: Ferdinand Kriwet – Rotor, 55 Minuten
Realisation: Michael Lentz, Sampling: Gunnar Geisse
2011 BR Bayrischer Rundfunk Bayern 2
Erstausstrahlung 13.05.2011

Der Düsseldorfer Künstler Ferdinand Kriwet (* 1941) war und ist in seinem Schaffen dermaßen vielseitig, dass man sofort versucht ist, ihn als Multimedia-Künstler zu bezeichnen.

Das stimmt zwar nicht ganz, denn seine formalistischen Werke aus den Bereichen Grafik, Film, Literatur, Hörspiel und Kunst am Bau bewegen sich oft innerhalb der jeweiligen Konventionen und Genregrenzen ihres Mediums; trotzdem zeigt sich übergeordnet eine bemerkenswerte Stringenz im Umgang mit Sprache, Form- und Farbgebung. Davon konnte man sich während der groß angelegten Retrospektive „KRIWET – Yester’n’Today“ (Frühjahr 2011) in der Kunsthalle Düsseldorf überzeugen.

Der Kreis, das Zyklische, spielt dabei in Kriwets Schaffen sowohl formal als auch inhaltlich eine zentrale Rolle. Das beste Bespiel hierfür sind seine Rundscheiben, die als sprichwörtliche “Literaturform” auch inhaltlich unkonventionelle Lesarten nahelegen.

An diesem Punkt setzt Michael Lentz‚ Hörspiel „Ferdinand Kriwet – Rotor“, produziert 2011 für den Bayrischen Rundfunk, an. Als Ausgangsmaterial spricht er Kriwets komplette Textvorlage „Rotor“, 1961 im Kölner DuMont Verlag erschienen, ein.

Den Text, der in Druckform komplett auf Großschreibung und Interpunktion verzichtet, in sinnvolle Satzabschnitte zu unterteilen, kann man durchaus als großen interpretatorischen Eingriff verstehen – Dank Lentz’ sprecherischer Leistung allerdings als durchweg gelungen bezeichnen.

Auf rund 55 Minuten Länge wird das Rohmaterial anschließend von Michael Geisse mit Samplingeffekten bearbeitet. Stottereffekte, Granularsynthese, Pitchshift- und Bending, Tapestart- und Stops bestimmen das Tempo und Klangbild der Produktion. Besonders wild wird es, wenn mehrere Spuren gleichzeitig im Stereobild verteilt oder übereinandergeblendet werden. Dann erinnert die Produktion klanglich an elektronische Musik der 1990er, wie etwa von Autechre oder Aphex Twin.

Besonders unterhaltsam hingegen wird „Ferdinand Kriwet – Rotor“, wenn Michael Lentz‘ Vortrag mehr Platz eingeräumt und die Samplingtechniken verhaltener eingesetzt werden. Auch wenn die Soundgestaltung spätestens ab der Halbzeit nur noch wenige Überraschungen bietet, macht dieser Umstand macht die Produktion unbedingt hörenswert.

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